Punto Cubano heisst übersetzt der kubanische Vers. Es ist die Musik der weissen Bauern (Guajiras) und gilt als ältestes musikalisches Zeugnis einer kubanischen Identität.
Die erste Immigrantenwelle aus dem 15. Jahrhundert stammte aus Andalusien, Extremadura, Kastilien und setzte sich aus Bauern und ärmlichen Bevölkerungsgruppen zusammen. Da Kuba zu dieser Zeit als wichtiger Zwischenhafen auf dem Weg nach Amerika war, siedelten Handwerker aus verschiedenen karibischen Regionen nach Kuba über. Da aber fast nur Männer in die ferne Welt reisten, vermischten sie sich schnell mit den Einheimischen und den Sklaven, so entstand schon früh die kreolische Gesellschaft auf Kuba.
Die ersten Einwanderer brachten dann auch ihre Volksmusik aus dem heutigen Spanien mit. Neben dem Liedgut kamen auch die Laud und die Bandurria, die als Vorgänger der Gitarre und Trés gelten, auf die Insel.
Im 18. Jahrhundert festigte sich diese Volksmusik, die aus „Zehnzeilern“ bestand, zum Punto Cubano. Die Musik fand Akzeptanz in der ganzen Bevölkerung, da die Dichter diese Form entdeckten und ebenfalls Lieder schrieben. Er wurde in fast allen Situationen des Lebens gesungen, wie z.B. als Wiegelied, Liebeslied, als Arbeitslied oder für die Totenwache. Während der Zeit, als Havanna von den Engländern besetzt war, nutzten sie die Musik, um ihrem Protest Ausdruck zu geben.
Neben den Gitarren war es das Reimschema des Punto Cubano, welches die Musik auf Kuba nachhaltig beeinflusste. Das Reimschema nennt sich Décima, das man in vielen Musikgenres in der Karibik und in Südamerika wieder findet. Die Décima fand Einzug in die Rumba und den Son. Ihr Reimschema lautet abba ac cddc. Das bedeutet, a reimt sich auf a, b reimt sich auf b und so weiter.
Anbei ein Beispiel aus einer Rumba:
a Hace tiempo que quisiera b una décima cantar b en la rumba y gozar a su cadencia placentera
a que proviene de la era c de Calderón de la Barca
c y que luego se embarca d al gran mundo pan hispano d donde se hable el castellano c la espinela es monarca
Einer der bekanntesten Punto Cubanos schrieben 1959 Celina & Reutilio mit "Santa Barbara". Ihr Album "Yo Soy El Puntuo Cubano" kann ich euch nur wärmstens empfehlen.
Zum Punto Cubano wurde früher der Zapateo getanzt, der allgemein als Vorläufer des Yambú gilt. Im Zapateo wird ein Tauberich nachgeahmt, der versucht, eine Taube zu verführen. Dieses "Scharren" um die Frau wurde in die Rumba übernommen. Der Punto Cubano wird auch heute noch auf Kuba gespielt und gepflegt.