Logo Oben


Santería Cubana

Mit dem Glauben kamen auch die Trommeln in Kuba an.


Es wird geschätzt, dass heutzutage etwa 75% der kubanischen Bevölkerung Anhänger der Santería Cubana sind und sich etwa 50% als Katholiken bezeichnen. Keine Angst, es handelt sich nicht um einen Tippfehler, denn die Anhänger der Santería sind auch gleichzeitig Katholiken. Die Verschmelzung von zwei Religionen bzw. die Flexibilität der Yoruba, zeichnet die Santería Cubana aus.

Der Ursprung der Religion stammt aus Westafrika, vom Volk der Yoruba. Das Yorubaland liegt im heutigen Nigeria, Benin und Togo. Da es keine Schriften über diese Religion gibt, sondern nur Erzählungen, die Patakies heissen, lässt sich die Geschichte des Yorubavolkes nur sehr schwer nachvollziehen. Aus den mündlichen Überlieferungen waren sie ein Nomadenvolk, das seinen Ursprung in der nigerianischen Stadt Ife hat. Diese Stadt gilt auch heute noch als der allerheiligste Ort.

Als die Spanier in Kuba landeten, durchsuchten sie die Insel nach Gold. Da sie nicht fündig wurden, wurde Kuba lange Zeit als Umschlagplatz benützt. Dies änderte sich erst 1762, als die Briten den Hafen von Havanna während 11 Monaten besetzten. In dieser Zeit "importierten die Briten" viele Sklaven und erstellten ein neues Plantagekonzept für die Insel, welches den Schwerpunkt auf den Zuckerexport legte. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts boomte der Zuckerverbrauch in Europa und durch den Sklavenaufstand in Haiti 1791 stieg Kuba zur Nummer 1 in der Region auf. Kein anderes Land hatte in dieser Zeit so viele Zuckerrohrplantagen wie Kuba. Obwohl der Sklavenhandel 1836 verboten wurde, kümmerte dies die Plantagenbesitzer auf Kuba wenig.

In der Zeit des illegalen Sklavenhandels war das Volk der Yoruba untereinander zerstritten und wurde so die Ideale Zielscheibe für Kriegszüge von professionellen Kriegern, die ihre Gefangenen versklavten. So kamen diese Sklaven aus Yoruba als letzte Ankömmlinge in grosser Zahl und als quasi homogene Gruppe in Kuba an. Durch ihre religiöse Offenheit konnten sie ihre Religion mit der katholischen Kirche verbinden und so ihm Rahmen ihrer Möglichkeiten ihre Religion bewahren. Dies war auch möglich, da die Plantagebesitzer die Sklaven zwar vordergründig tauften, damit die katholische Kirche keine Probleme machte, ihnen im Hintergrund aber den Freiraum liess, da das Interesse der Plantagenbesitzer der Ertrag war. Der Heiligenkult, der in Europa unter der Kontrolle der Kirche stand, blieb auf Kuba in der Verantwortung der Plantagebesitzer, die ihre eigenen Kapellen für den Schutz ihrer Heiligen bauten. Diese Verehrung von Heiligen im Katholizismus war dann auch die Möglichkeit für die Sklaven, ihre Gottheiten mit den katholischen Heiligen zu identifizieren, da sie in ihnen Aspekte ihrer Orishas wiederfanden.

So verschmolzen die beiden Religionen zu einer neuen Form, der Santeria Cubana, welche den Sklaven erlaubte, vordergründig katholische Heilige aufzustellen, dazu aber ihre eigenen Rituale abzuhalten. So wurden die grossen jährlichen Feste der Hauptheiligen auch zum Fest der Orishas. Während die Einen zu Santa Barbara beteten, war es für die Anderen der Tag des Changó. Zusammenfassend kann man sagen, dass das Volk von Yoruba sich dank seiner Anpassungsfähigkeit bis heute einen Teil ihrer Religion beibehalten konnte, auch wenn dabei viele der Traditionen verloren gegangen sind. So entstand eine neue Religion, die ihre Wurzeln in Afrika hat.

Die Grundzüge der Santeria gleichen der Ursprungsreligion der Yoruba. Die höchste Gottheit ist Olódùmarè. Er ist auch der allumfassende Schöpfer. Olódùmarè gibt allen Dingen Aşe. Alle Dinge besitzen Aşe; die Götter, die Ahnen, die Geister, Menschen, Tiere, Pflanzen, Steine, aber auch Worte wie Lieder, Gebete, Lobgesänge, Flüche, sogar das alltägliche Gespräch. Aşe steht im Zentrum der religiösen Aktivität. Die religiöse Aktivität in der Form von Gebeten und Opfern ist sehr wichtig, sonst werden die Götter zu leeren Idolen. Man muss sie füttern, sonst sterben sie. Olorun ist der Schöpfer des Universums und Olofi (wird mit Jesus Christus gleichgesetzt) ist die Schöpfung selbst. Die Menschen sprechen nicht direkt zu den Göttern, sondern durch die Orishas welche eine Botenaufgabe zwischen den Menschen und den Göttern wahrnehmen. Die Orishas werden mehr als Schutzengel wahrgenommen und haben sehr menschliche Züge und Charaktereigenschaften.

Orishas



Von den ehemals 600 Orishas in Yoruba, kennt die Santeria noch gut zwei Dutzend, sieben davon wird eine grosse Aufmerksamkeit gewidmet.

Changó (Shangó)

Er ist der Gott des Donners und des Blitzes, der Krieger, der Musik und des Tanzes. Er symbolisiert zudem die männliche Schönheit. Seine Tugenden sind Fleiss und Mut. Seine Schwächen dagegen sind Eitelkeit und die Spielsucht. Er gilt als Herzensbrecher und Frauenheld und deckt mit diesen Eigenschaften viele Facetten des menschlichen Charakters ab.


Yemayá Jungfrau

Sie gilt als eine der wichtigsten Orishas in Kuba. Sie ist die Herrin des Salzwassers, weswegen für sie bestimmte Opfergaben ins Meer geworfen werden. Und zugleich ist sie Mutter der gesamten Menschheit. Sie wird mit der Virgen de Regla, der Patronin der Seeleute dargestellt. Ihre Farben sind Kristallfarben und Blau.

Elegguá (Elegba, Eschu, Echu)

Er ist der Herr der Strassen, Kreuzungen und Türen. Seine emblematischen Farben sind Rot und Schwarz und er trinkt gerne mal einen Schnaps.

Ogún (Oggún)

Ogún ist der Herr des Eisens, Gott der Mineralien, Wälder, Schlüssel, Gefängnisse und der Werkzeuge und stellt somit den Patron der Mechaniker, Ingenieure und Soldaten dar. Seine Farben sind Grün und Schwarz.

Obatalá

Obatalá stellt die pure in Weiss gekleidete Gottheit dar, auch seine Anhänger sind in Weiss gekleidet. Er gilt als die Personifikation höchster ethischer Gesinnung.

Oshún (Ochún)

Sie symbolisiert die Schönheit und die körperliche Liebe. Während Yemayá die Herrin des Salzwasser darstellt, ist sie die Hüterin des Süsswassers. In der Regla de Ocha wird sie als Virgen de la Caridad de Cobre dargestellt. Ihre Ritualfarbe ist Gelb, ihr Attribut das Gold.

Oya

Sie ist die Orisha der Winde, Stürme und des Flusses Niger. Als die Frau Changós besitzt sie beinahe ebenso große Kräfte wie der Orisha des Blitzes selbst. Sie gilt als aggressiv und kämpferisch. Im Falle eines Ehestreites ist sie ihrem Mann ebenbürtig und so fällt das Ergebnis meistens unentschieden aus.

Feier

In der Santería spielt die Musik eine besondere Rolle, es wird erzählt, dass die Orishas in den Liedern und Rhythmen der Yoruba die Möglichkeit hatten, den Atlantik zu überqueren. Man sagt auch, dass die Trommler und Sänger in der Lage sind, durch Klänge und Rhythmen eine Brücke zwischen Gott und der Menschheit zu bauen. Die Musik ist die Quelle ihrer Kultur, durch sie konnten die alten Weisheiten an die Nachfahren bin nach Kuba weitergegeben werden.

An den grossen jährlichen Feiern trägt der Tänzer mit seinen intensiven und komplexen Figuren zur Beziehung zwischen Tanz und Trommelspiel bei. Bei diesem Tanz kann er in einen Zustand der Trance fallen, bzw der Orisha nimmt Besitz vom Körper des Tänzers ein. Die in Trance gefallenen Tänzer werden anschliessend mit den Farben und Attributen der Gottheit geschmückt, welche den Körper in Besitz genommen haben. So geschmückt kehrt die Person zu den Tanzenden zurück, um die Zufriedenheit ihrer Ehrung in Tanz und Gestik auszudrücken. In diesem Moment findet der Dialog zwischen den Trommlern und Tänzern statt.

Instrumente


Obata Trommel

(Bata Trommel)


An den grossen Feierlichkeiten werden die Batá, Bembé, Iyesá, Olokun und Dundún Trommeln gespielt und von den Guiro und Agbe Rasseln unterstützt.

Weiter geht es mit dem Danzon ->